FOLKE KÖBBERLING


Folke Köbberling: Wolf im Schafspelz, Club Hybrid, Graz 2021  Foto: Wolfgang Thaler Header: Uli Cluss, Grafik FK 2022

FOLKE KÖBBERLING

„TRIBUTE TO OUD“
Unterschätzte Ressourcen
Künstlerische Intervention in den KVN Projektraum mit Ausstellung und Forschungsstation zu Nachhaltigkeitsstrategien in Kunst und Architektur

Projektaufbau: Mitte März – Ende April 2022
Ausstellungseröffnung mit „Richtfest“: Samstag, 30. April 2022, 16 – 23 Uhr
Ausstellung mit Werken von Folke Köbberling: 1. Mai – 17. Juli 2022

Folke Köbberling vertritt eine kritische künstlerische Praxis, innerhalb der sie sich mit dem Verbrauch von Ressourcen, mit Gentrifizierungsprozessen in Stadtquartieren, verfehlter Verkehrspolitik und anderen Auswirkungen des neoliberalen Systems auseinandersetzt. Aber auch die Kollaboration mit nicht-menschlichen Akteuren (Schafen) zeichnet das zwischen Skulptur, Intervention, Architektur und unterschiedlichen Beteiligungsformen angesiedelte Werk aus.

Das Projekt, das Folke Köbberling speziell für den KV Neuhausen konzipiert hat, geht von drei Werkstoffen aus: Rezykliertes Holz, Schafwolle und lehmhaltige Erde, also natürliches, tierisches und mineralisches Material. Schon seit geraumer Zeit experimentiert Folke Köbberling mit Lehm und Schafwolle. Beide Materialien sind als Werkstoffe nicht mehr geschätzt. Speziell in der Schafwolle sieht die Künstlerin, im Unterschied zu den handelsüblichen Dämmplatten aus Styropor und ähnlichen Kunststoffen, die in den nächsten Jahrzehnten als Berge von Sondermüll zu entsorgen sein werden, den idealen Werkstoff zur energetischen Dämmung und plastischen Verhüllung von Habitaten und Gebäuden. Ein Vorteil dieses tierischen Abfallprodukts besteht darin, dass es sich nach Gebrauch auf natürliche Weise zersetzt und noch als Düngemittel verwendet werden kann.

TRIBUTE TO OUD
Mit diesen Baustoffen will die Künstlerin im Projektraum ein Eins-zu-Eins Modell erstellen, das den Grundriss eines der Arbeiterhäuser des niederländischen Architekten J.J.P OUD in der Weißenhof-Siedlung in Stuttgart nachzeichnet. Die zierlichen Reihenhäuser wurden im Jahr 1927 zur Internationalen Bauausstellung in Stuttgart erstellt. Fast hundert Jahre später projiziert Folke Köbberling, die auch als Kuratoriumsmitglied der IBA 2027/StadtRegion Stuttgart tätig ist, den Grundriss eines Oud-Gebäudes in den Projektraum des Kunstvereins und aktualisiert den Blick auf die damals in Gussbeton erbaute funktionalistische Wohnanlage, indem sie die Bauweise und die Materialfrage einer nachhaltigen Neuinterpretation unterzieht.

Eingang in den OUD Pavillon mit Wartestation © Natalie Brehmer
Blick in den OUD Pavillon vom Eingang @ Natalie Brehmer

TRIBUTE TO OUD“ ist ein Modellversuch wie man Architektur ohne Beton nachhaltig und rückbaubar gestalten kann. Ende April 2022 wird die architekturbezogene Skulptur fertiggestellt sein und durch eine Ausstellung mit Werken von Folke Köbberling, einer Forschungsstation zu Nachhaltigkeitsstrategien sowie durch Führungen und Vorträge ergänzt werden. Ein zentraler Gedanke von Folke Köbberlings künstlerischem Konzept besteht jedoch auch darin, das Oud-Modell für weitere Ausstellungen zu nutzen und es nach Gebrauch vollständig abzubauen. So kann das abgebaute Material als „Rohstoff 3. Ordnung“ dem Werkstoffkreislauf wieder rückerstattet und einer weiteren Nutzung zugeführt werden.

Kurzbiografie

Folke Köbberling (*1969) studierte Bildende Kunst in Kassel und Vancouver und kurzzeitig Architektur in Berlin. Sie lebt in Berlin und lehrt als Professorin für Künstlerisches Gestalten am Institut für Architekturbezogene Kunst (IAK) an der TU Braunschweig. 

Seit 2018 ist sie Mitglied des Kuratoriums der IBA’27 StadtRegion Stuttgart.
Sie hat an zahlreichen nationalen und internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen teilgenommen, davon viele Jahre in Zusammenarbeit mit dem Künstler und Architekten Martin Kaltwasser. Darunter finden sich Ausstellungen im Martin Gropius Bau in Berlin, ZKM Karlsruhe, Lentos Museum, Stadtprojekt „Ausgang City – Saarbrücken 2010“, Ruhrtriennale 2012, Kunstverein Kassel, Museo El Eco in Mexiko City, u.a . http://www.folkekoebberling.de

Folke Köbberling TRIBUTE TO OUD, J.J.P. OUD-Modell <Raum im Raum> M 1 : 100

Lokal – Regional: Das für das J.J.P. Oud-Modell verwendete Material stammt aus der Region. Die Schafwolle wird von der Schäferei Frank Lamprecht (Oberndorf) gespendet. Das Holz für die Unterkonstruktion wird von einem Abbruchhaus des Architekturbüros eichenlaub schöller | architekten (Remshalden) zur Verfügung gestellt. Der lößhaltige Lehm stammt von dem Wertstoff-Recyclingbetrieb Heinrich Feess GmbH & Co.KG , Kirchheim/Teck.

Youtube VIDEO 25.03.2022

EZ TV besuchte den Kunstverein in den ersten Aufbautagen und befragte Folke Köbberling zu ihrem Projekt TRIBUTE TO OUD: https://youtu.be/57GhhLsPyDQ

Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart

Projektvorbereitungen & Materialorganisation „TRIBUTE TO OUD“
5.2.-18.3.2022

Abbruchhaus esp I architekten, Remshalden Foto © KVN
Dachstuhl, Februar 2022, Abbruchhaus esp I architekten, Remshalden Foto © alexander schöller
Abtransport der Holzbalken am 4.3.2022 © KVN

Projektaufbau
21.3. – 29.4.2022

Fotos 1-9 © Susanne Jakob/KVN, Foto 10: Still aus © Regio TV vom 25.3.2022, Fotos: 11-13 © Susanne Jakob/KVN,
Fotos: 14,15 und 16 © Ines Rudel, 17-22 © Susanne Jakob/KVN

Gäste während der Aufbauzeit

31.3.2022: Besuch des benachbarten Kindergartens: Erste Station Lehmcontainer, dann Besuch des Schafwolle-Lehmbau. Foto: © J.N. Angermann
31.3.2022: Rohwolle fühlen, Besuch des benachbarten Kindergartens

Zu Gast am 25.04.2022: Bürgermeister Ingo Hacker mit dem Gestaltungsbeirat für Baukultur des Landes Baden-Württemberg

Gestaltungsbeirat Baukultur zu Gast Im KV Neuhausen. Rundgang mit Folke Köbberling Foto © Elke Eberle
Foto @ Elke Eberle
Von rechts nach links: Andres Hofer (Leiter der IBA 2027) mit Begleitung, Folke Köbberling und Susanne Jakob @ Natalie Brehmer
Vortrag von Adrienne Goehler „Zeitenwende auch in der Kunst?“ am 1. Mai 2022 © Susanne Jakob
Begrüßung Susanne Jakob © N. Brehmer

VORTRAG
1. Mai 2022, 17 Uhr
Adrienne Goehler, Berlin
Kultur-und Wissenschaftssenatorin a. D.

Zeitenwende auch in der Kunst?

 ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN! Expeditionen in Ästhetik und Nachhaltigkeit || Grundauskommen || Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit

Bereits 2010 gründete die ehemalige Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Berlin und Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds (ab 2002) den Fonds für Ästhetik & Nachhaltigkeit (FÄN), – ein Pilotprojekt bei dem das Ökologische mit der sozialen Frage (Grundauskommen) verknüpft wird . Sie kuratierte die Wanderausstellung »ZUR NACHAHMUNG EMPFOHLEN!«, die seit 2010 weltweit unterwegs ist.. Seit 2020 ist Adrienne Goehler »Affiliate Scholar« am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam.

In ihrem Vortrag wird Adrienne Goehler unter anderem das hochaktuelle Programm des Fonds für Ästhetik und Nachhaltigkeit (FÄN) vorstellen, das inzwischen auch in das Konzept Green Culture eingeflossen ist. https://www.fonds-aesthetik-und-nachhaltigkeit.de
Anmeldung: https://kvnnehausen.com/2021/10/30/click-visit/

Der Vortrag findet in der Aula der benachbarten Friedrich-Schiller Schule statt. Einlass ab 16: 45 Uhr. Der Eintritt ist frei!

Wir danken der Kommune Neuhausen/Fildern, Dipl. Ing. Andreas Edelmann, EdelmannArchitekten/BDA, Neuhausen/Fildern, Dipl. Ing. Sascha Delbrück, Stuttgart/Mühlacker und Dipl. Ing. Andreas Bewer, Neuhausen/Fildern für die Beratung und Baubegleitung; der Schäferei Frank Lamprecht (Oberndorf), der Heinrich Schmid GmbH & Co. KG (Altbach), die den nachhaltigen FORBO Linoleum im Oud Pavillon verlegte, der Heinrich Feess GmbH & Co.KG; Kirchheim/Teck; Prof:in Elisabeth Endres (Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur TU Braunschweig), der Schulleitung der Friedrich-Schiller Schule, der Bundesschule des THW, Neuhausen/Fildern; Café & Bistro ENTENMANNS, Esslingen für das Catering bei der Vernissage am 30.4., DLO Veranstaltungstechnik und dem INNOVATIONSCLUB im KVN für die Unterstützung bei den projektbegleitenden Veranstaltungen.

Das Projekt konnte realisiert werden dank der Bundesförderung NEUSTART KULTUR, STIFTUNG KUNSTFONDS und dem Impulsprogramm „Kunst trotz Abstand“, Ministerium Wissenschaft, Forschung & Kunst, Baden-Württemberg und Kommune Neuhausen/Fildern.


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