KVN 2004

7. März – 30. März 2004
Mirja Wellmann >> Hörstationen

16. Mai – 27. Juni 2004
DRESSCODES

2. Oktober – 7. November 2004
Susanne Hofmann & Christoph Inderwiesen
Das Petzi-Syndrom

INFORMATIONEN

2. Oktober – 7. November 2004
Susanne Hofmann & Christoph Inderwiesen
Das Petzi-Syndrom

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16. Mai –27. Juni 2004

DRESSCODES

Eröffnung: Freitag, 14. Mai 2004, 19 Uhr
Ausstellungsort: ehemaliger Supermarkt, Schlossplatz 4, 73765 Neuhausen/Fildern

Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag: 19 – 21 Uhr. Sonntag: 11 – 17 Uhr
Nach Vereinbarung: T. 07158 . 17 00 – 0
Anfahrt Autobahn A 8 Stuttgart – München, Ausfahrt Esslingen – Neuhausen Richtung Ortszentrum, Parkmöglichkeiten am Schlossplatz/Rathaus (Bauarbeiten am Schlossplatz)

Catwalk /Tomcatwalk: Peter Haury (Artwear Kovacs Bezüge), Carola Willbrand (Artwear/ Performance), Kristina Lopez (Bernhard u.a.), Susanna Messerschmid (Blutsgeschwister), Bürgermeister Ingo Hacker (Hugo Boss), Ingrid Hartlieb/Platino (Schindler), Antonio Riello (Lalla/ künstler. Beitrag), Alfred Müller (Baldessarini), Petra v. Olschowski (Heide Ost), Andreas Edelmann (Rauschenberg/Hugo Boss), ehemaliger Supermarkt
Fotos: © Simianer, © Elke Eberle

7. März – 30. März 2004

Mirja Wellmann >> Hörstationen

Eröffnung: Freitag, 5. März 2004, 19 Uhr

Anwendung der Hörstationen mit Mirja Wellmann
am Sonntag, 28. März 2004, ab 16 Uhr
2. Hörliniej

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Hörstationen für bewusste Sinneserfahrungen und spielerische Vergnügen

„Zuletzt wurde er ganz still.
Er wurde still, ja, was womöglich ein noch größerer Gegensatz zum Reden ist, er wurde ein Hörer.“  (Sören Kierkegaard, in: Dürckheim, S.75)

Hörprotokolle
Mirja Wellmanns skulpturale Einlassungen in den Ausstellungsraum beginnen im leeren Raum, dessen Charakter sie zunächst über das Hören zu lokalisieren versucht.
Mehrere Tage hält sich die Künstlerin am selben Ort auf, um von verschiedenen Standpunkten aus die spezifischen Eigengeräusche des Raumes ( Schlagen der Heizung, Knacksen der Holzbalken), die den Raum umgebenden Naturgeräusche (Wind, Regen) und die Umweltgeräusche zu protokollieren. Jeder Positionswechsel im Raum hat wiederum neue Hörerfahrungen zur Folge…
Im Unterschied jedoch zur temporär existierenden, flüchtigen Musik, arbeiten bildende Künstler mit visuellen Mitteln. Die Materialisierung des Gehörten und damit auch dessen künstlerisch-visuelle Umsetzung findet bei Mirja Wellmann daher in unterschiedlichen skulpturalen Lösungen statt: In einer Art Lesesituation werden die abgehefteten Hörprotokolle auf grauen Regalbrettern präsentiert. Dafür wird das Gehörte in substantivierter Form in Blocksatz transkripiert. Das heißt, nicht die Geräusche selbst, sondern die Verursacher der Geräusche, Laute und Klänge werden als plastisch vorstellbareSubstantive je nach Dauer ihres Auftretens – als Textskulptur notiert. Da bei dieser Aufzeichnung jede Art von Syntax ausgeschlossen wird, entfalten die Hörprotokolle beim Lesen eine eigentümliche, minimalistische Poesie, die zum einen Vorstellungsbilder an bekannte Gegenstände; zum anderen auch Erinnerungen an Hörerfahrungen freisetzt.
Hörversuchsstationen
Bei den materialbezogenen, skulpturalen Einlassungen in den Raum, wie beispielsweise den Hörstationen mit Wartebänken, den Hörkreisen und Hörreihen, lädt Mirja Wellmann die Ausstellungsbesucher ein, ihre Hörerfahrungen selbst zu machen. Das Angebot an akustischenVersuchsstationen reicht von den aus tiefgezogenem Plexiglas gefertigten Hörkreisen und –reihen,
die von mehreren Personen gleichzeitig genutzt werden können bis hin zu den kabinenartigen Hörstationen, die zur singulären oder paarweisen Hörerfahrung dienen. Bei den Hörkreisen lässt der geringe Durchmesser/ Abstand die Nutzer in engen physischen Kontakt treten. Hierbei entsteht eine ganz spezielle Erfahrung, die der Franzose Michel Serres als >>>kollektive<<< oder soziale Hörerfahrung beschreibt.
Die singuläre Hörerfahrung wird hingegen in der Einzelkabine nachvollziehbar: Hier dringen die sozialen Umgebungsgeräusche nur in gefilterter und gedämpfter Form in den Hörhelm ein, so dass die Körpergeräusche des Hörers wie das Atmen und andere biochemische Aktivitäten bewusst werden. Eine erweiterte soziale Erfahrungsquelle – die sich mit dem >>>Feld des Anderen<<< schneidet – bietet die Doppelkabine oder Partnerzelle, die für non-verbale Kommunikation mit
Intimdistanz geschaffen wurde. Man ist ganz Auge und ganz Ohr in diesen helmartigen Behausungen, wobei auch die übrigen Sinnesorgane aktiv am bewußten Hören beteiligt sind. Mirja Wellmann zeigt in ihren skulpturalen Einlassungen, dass sich Skulptur und Plastik nicht nur über ein enormes Materialaufgebot und im rein Visuellem äußern kann, sondern, dass es sich beim Akustischen ebenfalls um ein materielles Objekt handelt, das seinen eigenen, eben nicht-visuellen Entfaltungsraum besitzt. Darüberhinaus fordern ihre skulpturalen Hör-Versuchstationen zu Handlungen auf, die bei den Benutzern bewusste Sinneserfahrungen und spielerische Vergnügen
auslösen.

Katalogtext: © Susanne Jakob