KVN 2006

2006 Ausstellungsprogramm

25.2. – 28.2. 2006
Johanna & Helmut Kandl, Wien

Projektphase 1: Gespräche mit den Künstlern
Ort: Außenraum Neuhausen
Projektphase II:
Vom 26.4. – 30.04 : mit Interviews und Dreharbeiten.

18.03. – 23.04. 2006
Eva-Maria Reiner, Stuttgart
AGE/TAILLE/SIZE – nach Größen geordnet
Kunstverein Neuhausen im Schloss/Rathaus Neuhausen,
Schlossplatz 1, D- 73765 Neuhausen/Fildern

23.06.- 08.08.2006
Projektphase III:
Johanna & Helmut Kandl, Wien

„Neuhausener und andere Geschichten“
Kunstverein Neuhausen im Schloss/Rathaus Neuhausen,
Schlossplatz 1, D- 73765 Neuhausen/Fildern

29.9. – 5.11. 2006
DAVID BAUR . MARC RAMMELMÜLLER
GRENZVERLÄUFE

Mittwoch, 20. September 2006, 20.00 Uhr
Vortrag
Menschenbilder im 21. Jahrhundert
Dr. Helmut Geiselhart, Paris

INFORMATIONEN

29.9. – 5.11. 2006

DAVID BAUR . MARC RAMMELMÜLLER
GRENZVERLÄUFE

Eröffnung:  Freitag, 29.September 2006, 19.00 Uhr
Begrüssung Rolf Haas, 1. Vorsitzender
Einführung Susanne Jakob M.A., Künstlerische Leitung
Laudatio Prof. Georg Winter, Institut für Public Research,
AdBK Nürnberg

Ausstellungsorte
KVN, Schloss/Rathaus Neuhausen, Schlossplatz 1
Reinigung am Schlossplatz 3, Tiefgarage am Rathaus und Aktionen
vor dem Schloss Neuhausen.

Öffnungszeiten
Donnerstag 17 – 20 Uhr, Samstag 14 – 17 Uhr,
Sonntag 14 – 18 Uhr und nach Vereinbarung.
Finissage: Sonntag, 5. November 2006, 16.00 Uhr

David Baur (Stuttgart) und Marc Rammelmüller (Aschaffenburg) befassen sich in ihren Videos, Bildern, Installationen und Aktionen mit dem Phänomen territorialer Abgrenzung und Abschreckung sowie mit dem expansiven Revierverhalten von Kleinhorden.
David Baur, der bis 2004 an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Alexander Roob studierte und nach seinem Staatsexamen an die Nürnberger Akademie wechselte, wird neben pyrotechnischen Aktionen im Außenraum auch Malerei zeigen. Die mit lasierendem Auftrag gemalten grisailleartigen Bilder sind stumme Zeugen der medialisierten Kriegsberichterstattung. Die malerische Umsetzung von Kampfflieger- und Bomberbildern sowie von historischer Kriegsfotografie, zeigt unterschiedliche Aspekte des Krieges, die von der territorialen (Selbst-) Verteidigung bis hin zur expansiven Ausweitung des politischen Machtbereichs reichen.

David Baur, Wessenbrot , 2006

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Pyrotechnische Aktion unter Mitwirkung des Publikums © Kai Bauer und © David Baur

Marc Rammelmüller befasst sich seit einigen Jahren mit dem teritorialen Verhalten von Tieren, dabei besonders mit der Invasion des amerikanischen Grauhorns „Scirius carolinensis”, das sich seit dem 19. Jahrhundert in Europa ausbreitet und das heimische Eichhörnchen verdrängt.
Marc Rammelmüller führte zahlreiche Tests und Untersuchungen durch und entdeckte beim Grauhorn eine ausgeprägte Empfindlichkeit für Tonfrequenzen. Um dem expansiven Verhalten der Eindringlinge eine plastische und territoriale Begrenzung zu verleihen, entwickelte der Künstler einen so genannten „Grauhorn-Schrecker“, der erstmals auf der BUGA 2005 in München Anwendung fand. Marc Rammelmüller zeigt Infofilme u.a. zum Revierverhalten der Grauhörnchen und in der Tiefgarage des Neuhausener Schlosses kann man die plastische Ausformung des expansiven Nistverhaltens eines Marders in einer Autokarosserie (2 CV) beobachten.

Marc Rammelmüller: Marderhabitat mit Futterstation, Tiefgarage beim Rathaus, 2006
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JENOPTIK DIGITAL CAMERAMarc Rammelmüller, Akustische Grauhornlockung © SJ

23.06. – 6.08. 2006
Ausstellung und Dokumentation
Johanna & Helmut Kandl, Wien
“NEUHAUSENER UND ANDERE GESCHICHTEN”
Eröffnung: Freitag, 23.06. 2006
Ort: Schloss/Rathaus Neuhausen, 3. OG

Zur Eröffnung gibt es eine szenische Intervention der Schauspielgruppe               „SCHWAMM DRÜBER”.
Es spielen: Angelika Amann, Monika Lübbers, Siegfried Müller, Edda Nerz, Gerda Weyhreter, Gertrud Winkler, Linda Wortmann, Irmengard Zink.

2006_06_kandl

 

“Ungleichheit kann gewaltige Energien freisetzen”, steht in schwarzen Druckbuchstaben über einer gemalten Marktszene mit asiatisch aussehenden Menschen. Das Textzitat aus Matthias Horx “Smart Capitalism” (2001) schwebt als Headline über einem globalen Nirgendwo, das die Malerin Johanna Kandl in die Freihandelszone verlegte, die sich nach der Öffnung des Ostblocks an der österreichisch-tschechischen Grenze bildete.

Die österreichische Künstlerin Johanna Kandl (Jg. 1954) ist bekannt geworden durch ihre narrativen Bilder, die mit wirtschafts- und gesellschaftspolitisch brisanten Slogans aufgeladen sind.
Das, was sie auf ihren zahlreichen Reisen erlebte und mit dem Fotoapparat fixierte, wird im Atelier in Malerei transformiert und mit Texten aus Managermagazinen, Fachbüchern oder der Tagespresse unterlegt. “Wie sich durch politische Veränderungen Gesellschaften konstituieren und das Bewusstsein der Menschen mitprägen, ist ein zentrales Thema von Johanna Kandls Malerei” (U.M.Probst) , und ebenso auch von ihren Videos, Fotoarbeiten und performativen Projekten, die sie seit 1997 gemeinsam mit Helmut Kandl realisiert.
Das von Helmut und Johanna Kandl für den Kunstverein Neuhausen realisierte zweiteilige Projekt “NEUHAUSENER UND ANDERE GESCHICHTEN” handelt von Erzählungen, Traditionen und lokalen Besonderheiten, die die beiden Künstler bei ihren mehrtägigen Aufenthalten in Neuhausen erfahren, studieren und dokumentieren konnten sowie von einem gemalten Bild, zu dem Johanna Kandl durch eine Pressenotiz in den Niederösterreichischen Nachrichten angeregt wurde.
Erzählte Geschichten speisen sich von subjektiven Erinnerungen und Meinungen, die neben der offiziellen Geschichtsschreibung auch etwas über kulturelle Eigenheiten und die sozialen und ökonomischen Verhältnisse verraten. Die Neuhausener Kultur- und Sozialstudie begann während der “rechtsfreien Phase” der Faschingszeit, in der normalerweise Bildende Kunst keine Konjunktur genießt.
Am Stammtisch, während der Umzüge, im Bierzelt und bei Prunksitzungen, wurden konkret Erlebtes, persönliche Begegnungen und narrative Elemente aus der Neuhausener Alltagsrealität in Schnappschüssen dokumentiert. Parallel zu den fotografischen Arbeiten und zur fotobasierenden Malerei wird in der Ausstellung ein weiterer Aspekt thematisiert, der durch die Kooperation mit der Neuhausener Laienschauspielgruppe “Schwamm drüber”zustande kam. Inspiriert von Johanna Kandls Bild “Eine unglaubliche Geschichte” und von der kritischen Kunstpraxis der beiden Künstler, setzen sich die SchauspielerInnen in einem Video und in einem Theaterstück, das bei der Ausstellungseröffnung aufgeführt wird, mit Fragen der Kommunikation und Verständigung, der Globalisierung, sowie mit Rassismus, Vorurteile und Kunst auseinander. (S. Jakob)

Johanna Kandl wurde 1954 in Wien geboren. 1972-80 studierte sie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, 1980/81 Studienjahr in Belgrad.
In den folgenden Jahren zahlreiche Auslandsaufenthalte.
Seit 1995 Zusammenarbeit mit Helmut Kandl (geb. 1953 in Ameis/ nördliches Weinviertel).
Seit ihrer Zusammenarbeit ist ein Archiv von fast 100.00 Fotos entstanden, die mitunter Ausgangsmaterial für Johanna Kandls Malerei bilden. Für seine Postkarteneditionen und Mailart Aktionen kombiniert Helmut Kandl die Fotografien mit gesellschaftskritischen Texten. Seit 2005 ist Johanna Kandl Professorin für Malerei an der Kunstuniversität Wien. Helmut & Johanna Kandl leben in Berlin und Wien.

26.04. – 30.04. 2006
Johanna & Helmut Kandl
Projektphase 2
Dreharbeiten
Ort: Schloss/Außenraum

JOHANNA & HELMUT KANDL (Berlin/Wien)

25.02. – 28.02 2006
Liebe BesucherInnen und FreundInnen des Kunstvereins Neuhausen,
im ersten Halbjahr 2006 wird das in Berlin und Wien lebende Künstlerpaar Johanna und Helmut Kandl ein Projekt initiieren, an dem sich die Besucher und Freunde des Kunstvereins Neuhausen beteiligen können.

Bei diesem Projekt geht es um ungewöhnliche Geschichten und Erlebnisse, die man schon immer gern erzählen wollte.
Jeder, der Lust hat Geschichten, Anekdoten, Wahres und Erfundenes zu berichten, ist herzlich eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen.
Vom 25.2. – 28.2. haben Sie Gelegenheit mit den Künstlern selbst zu
sprechen.

Vom 26. Juni – 8. August 2006 werden die während der Projektphase I und II entstandenen Video-Dokumente und Bilder in einer Ausstellung zu sehen sein.

Gesprächstermine mit den Künstlern und weitere Informationen erhalten Sie:
mobil: 0172/ 545 13 45 oder unter kv.neuhausen@bewer.de

18.03. – 23.04. 2006
Eva-Maria Reiner, Stuttgart
AGE/TAILLE/SIZE – nach Größen geordnet
Eröffnung: Freitag, 17.03. 2006, 19 Uhr

Finissage: Sonntag, 23.4.2006, 16.00 Uhr
Ort: Schloss/Rathaus Neuhausen, 3. OG

2006_03_EMR_einladung

Was sind die charakteristischen Merkmale anthropomorpher Hüllen und nach welcher Logik und Gesetzmäßigkeit werden sie produziert und präsentiert?
Und wie kann man vorgeformte, labile Textilien zu einer allgemein gültigen plastischen Form transformieren?
Diese Fragen scheinen seit vielen Jahren im Hintergrund von Eva-Maria
Reiners Objekten und räumlichen Materialarrangements zu stehen.
Die typischen Requisiten menschlicher, überwiegend männlicher
Oberbekleidung wie beispielsweise Hemden, Hosen und (Anzugs-) Jacken, aber auch Damenblazer und Blusen, hat Eva-Maria Reiner als
Materialressource und als Untersuchungsgegenstand für sich entdeckt. Der Umgang mit der normierten Konfektionsware ist sowohl ein plastischer und als auch ein empirisch-forschender: Er besteht im Untersuchen, Auseinandernehmen, Stülpen, Maßnehmen, Übertragen, Bezeichnen und Berechnen, im Zusammenfügen und Neu-Arrangieren der Werkstücke. Aus jedem Arbeitsschritt, der mitunter Ähnlichkeiten aufweist zu den Arbeitsabläufen in einer Änderungsschneiderei, kann eine eigenständige Werkform hervorgehen.
Für die Werkgruppe “Textile Reliefs” gehören beispielsweise die Analyse der Machart, das Auseinandertrennen und Zerlegen sowie die Eingliederung in ein neues Ordnungssystem zu den plastischen Methoden. Die Scherenschnitte hingegen beruhen auf der Abnahme der Öffnungen menschlicher Kleidung, die nach Angaben der Künstlerin u.a. aus Rumpf, Kopf, 2 x Bein, 2 x Arm, 2 x Manschetten bestehen, sowie deren Übertragung als kreisförmige Flächenausschnitte auf Papierbahnen. Das menschliche Maß, das schon für die Konfektionsware maßgeblich ist, wird auch zur Maßeinheit der räumlichen Assemblagen. (S. Jakob)

EVA-MARIA REINER, Papierschnitte (nach Modellen), 2006

EMR-Schnitte front (1)

Courtesy KV Neuhausen